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Léon Gruenbaum

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NS-Trio der Reaktorforschung | Geschichtsaufarbeitung in Karlsruhe | Von Rüdiger Soldt

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.05.2019, S. 6

Das Karlsruher Kernforschungszentrum (KFZ) hat zur Bildung politischer Mythen immer viel Stoff geliefert. Eine Vermutung, die nicht allein von penetranten K-Gruppen geäußert wurde, war die, ob nicht NS-belastete Wissenschaftler und Manager in Karlsruhe an der Atombewaffnung der Bundesrepublik gearbeitet haben. Der Name Franz Josef Strauß fiel in diesem Zusammenhang auch gern, denn der CSU-Politiker war 1955 bis 1956 "Bundesminister für Atomfragen". Im Mittelpunkt dieser Spekulationen stand über viele Jahre Rudolf Greifeld - Geschäftsführer des Forschungszentrums von 1956 bis 1974. Vor zehn Jahren ging das Forschungszentrum durch eine Fusion im "Karlsruher Institut für Technologie" (KIT) auf. Auch weil Geschichtsinitiativen in der Sache keine Ruhe gaben, beauftragte das KIT 2015 den Düsseldorfer Historiker Bernd Rusinek, die NS-Belastung der Gründergeneration aufzuarbeiten.

Der fand für einige Behauptungen, die seit Jahren in der Öffentlichkeit kursieren, zwar keine Belege. Andererseits konnte er aber herausarbeiten, dass der Aufbau der bundesrepublikanischen Atom-Reaktorforschung ohne NS-belastete und durch Hitlers Kriegswirtschaft geschulte Wissenschaftler und Manager wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Rusinek ist schockiert über das hohe Maß personeller Abhängigkeiten und die Bedeutung personaler Netzwerke in den fünfziger und sechziger Jahren.......

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„Ungebremste Atomforschung“ mitten in Deutschland  -.ausgestrahlt-Blog | 14.12.2017 | von Jan Becker

Deutschland steigt aus der Atomenergie aus, das ist Gesetz. Doch in Karlsruhe wird kräftig an deren Weiterentwicklung gearbeitet

http://www.ausgestrahlt.de/blog/2017/12/14/ungebremste-atomforschung-mitten-deutschland/

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Einweihung einer Gedenktafel am Grab des Whistleblowers Léon Gruenbaum

Der Atomphysiker Dr. Léon Gruenbaum ist am 22.7.04 verstorben und auf dem Friedhof von Mingolsheim im Elsass begraben. 2015 erhielt er posthum den Whistleblower-Ehrenpreis. Nunmehr wurde am 30.3.16 an seinem Grab auf Veranlassung seiner Frau, Freunden und der Gemeinde Mingolsheim eine Gedenktafel enthüllt, die an sein besonderes Schicksal erinnert, vor und nach 1945 erneut Opfer von Antisemiten geworden zu sein.

Broschüre anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel ed. D. Schulze  - pdf

 

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Späte Genugtuung für Dr.Léon Gruenbaum:  KIT-Senat distanziert sich von der damaligen  Ehrung Rudolf Greifelds

In der Presseinformation 155/2015 des KIT -Senats vom 14.12.2015 heißt es:

Der Senat des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT - vormals Kernforschungszentrum Karlsruhe) hat sich in seiner heutigen Sitzung mit der Ehrensenatorwürde von Dr. Rudolf Greifeld befasst und distanzierte sich gegenüber der damaligen Ehrung an den früheren kaufmännischen Geschäftsführer (1956-1984) des ehemaligen Kernforschungszentrums Karlsruhe. „Nach dem heutigen Kenntnisstand und auf der Basis ethischer Bewertungen würde die Ehrung von Dr. Greifeld nicht mehr erfolgen. Der KIT-Senat bedauert die damalige Ehrung“, so der Beschluss in der heutigen Senatssitzung.

Erstmals in diesem Jahr verleihen die „Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW)“ und die Deutsche Sektion der internationalen Juristenvereinigung IALANA (neben dem Whistleblower-Preis auch) den Posthum-Whistleblower-Ehrenpreis.  Er geht an den früheren Physiker am Kernforschungszentrum (KFZ) Karlsruhe      Dr. Léon Gruenbaum (1934 – 2004)

ausf.begründung der jury für dr.l.gruenbaum (deutsch)

ausf. begründung (englisch)

ausf. begründung (französisch) - Übersetzung: Dipl.-Sprachmittler Rolf Junghanns, Karlsruhe

Die Jury hat ihre Auswahlentscheidung wie folgt begründet:

In diesem Jahr wird erstmals auch ein Posthum-Whistleblower-Ehrenpreis vergeben, und zwar an Dr. Léon Gruenbaum, einen früher am Kernforschungszentrum Karlsruhe beschäftigten deutsch-französischen Physiker, der als NS-Verfolgter („survivor child“) gegen rassistische und NS-affine Äußerungen dortiger NS-belasteter Leitungspersonen protestiert hatte und im Gefolge dieser Konflikte nicht weiterbeschäftigt wurde.

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