Whistleblowing

Whistleblower wenden sich aus gemeinnützigen Motiven gegen ungesetzliche oder ethisch zweifelhafte, die Allgemeinheit schädigende Praktiken, die ihnen in ihrem Betätigungsfeld bekannt werden, indem sie diese offenlegen bzw. bekanntmachen. Dabei verletzen sie regelmäßig Verschwiegenheitspflichten und riskieren aus gesamtgesellschaftlicher Verantwortung Job und Karriere.


IALANA Deutschland hat sich seit 1995 für die gesellschaftliche Anerkennung und den Schutz der Whistleblower eingesetzt, insbesondere immer wieder an den Gesetzgeber appelliert, bessere Regelungen zu schaffen, um insbesondere ungerechtfertigte Kündigungen und ähnliche Benachteiligungen als Folgen des Whistleblowings abzuwehren. Das Hinweisgeberschutzgesetz von Mai 2023 kommt dem nur teilweise nach.


1999 haben IALANA, die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und das International Network for Engineers and Scientists to Protect and Promote Ethical Engagement (INESPE) einen Preis gestiftet, um Whistleblowern die gesellschaftliche Anerkennung zu geben und sie für ihr Handeln zu ermutigen. Der Whistleblowerpreis wurde mit 3000 € dotiert und alle zwei Jahre bis 2017 von einer gemeinsamen Jury vergeben, jeweils an einen oder mehrere herausragende Whistleblower, darunter u.a. Ellsberg, Pusztai, Heinisch, Manning und Snowden.


IALANA fördert weiter alle Bemühungen zum Schutz der Whistleblower. Für Unterstützung im Einzelfall wenden Sie sich bitte an das Whistleblowernetzwerk e.V.

 

Whistleblowing

Stellungnahme zum Entwurf eines Hinweisgeber-Schutzgesetzes 2022

IALANA-Deutschland zum Entwurf eines Hinweisgeber-Schutzgesetzes 2022 Als Organisation, die sich seit Jahrzehnten für die gesellschaftliche Anerkennung der Whistleblower einsetzt und seit 1999 alle 2 Jahre mit der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler

Neuer Anlauf für ein deutsches Whistleblowerschutzgesetz

Im April 2022 legte der Bundesjustizminister der neuen Bundesregierung den "Entwurf  eines Gesetzes für einen besseren Schutz hinweisgebender Personen sowie zur Umsetzung der Richtlinie zum Schutz von Personen, die Verstöße

Stellungnahme zum Entwurf eines Hinweisgeber-Schutzgesetzes 2022

IALANA-Deutschland zum Entwurf eines Hinweisgeber-Schutzgesetzes 2022 Als Organisation, die sich seit Jahrzehnten für die gesellschaftliche Anerkennung der Whistleblower einsetzt und seit 1999 alle 2 Jahre mit der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler

Neuer Anlauf für ein deutsches Whistleblowerschutzgesetz

Im April 2022 legte der Bundesjustizminister der neuen Bundesregierung den "Entwurf  eines Gesetzes für einen besseren Schutz hinweisgebender Personen sowie zur Umsetzung der Richtlinie zum Schutz von Personen, die Verstöße

Whistleblower-Preis 1999 bis 2017

In dem Beitrag „Whistleblower-Preis“ von September 2011 (24 S.)  stellt Bernd Hahnfeld zusammenfassend die umstrittenen Fragen des Whistleblowing in der BRD dar und würdigt die bisherigen Preisträger aus den Jahren 1999 – 2011

1999 erhielt der ehemalige Kapitän der sowjetischen Marine Alexander Nikitin den Whistleblowerpreis für seine Veröffentlichungen, in denen er unter anderem auf verwahrloste Atommüll-Plätze und den desolaten Zustand der russischen Nordmeerflotte aufmerksam machte.

Er wurde verhaftet, mit Prozessen überzogen und erst endgültig freigesprochen, nachdem der Untergang der Kursk seine Warnungen auf grausame Art bestätigt hatte.

Hier die wesentlichen Texte aus Anlass der Preisverleihung am 12.11.1999

 

Eine Dokumentation zur Verleihung des Whistleblowerpreises 1999 ist bei Pittenhart (2000, 110 S., G. Emde Verlag
ISBN 3-923637-56-X) erschienen: 

Am 12. November 1999 wurde zum ersten Mal in der Humboldt-Universität zu Berlin der deutsche „Whistleblowerpreis“ vergeben. Preisträger ist der ehemalige Kapitän der russischen Marine, Alexander Nikitin aus St. Petersburg.

Der vorliegende Band dokumentiert – mit einem Geleitwort des Bundesverfassungsrichters
Dr. Jürgen Kühling – die Reden zur Preisverleihung, Auszüge der inkriminierten Veröffentlichungen,
Auszüge der Anklageschrift, das Urteil und Presseberichte.
In einem Nachwort äußert sich Rechtsanwalt Otto Jäckel über seine Erfahrungen als Beobachter des Prozesses.
(Inhaltsverzeichnis:
  Seite 1  & Seite 2)

Spätere Entwicklung und Wirkungsgeschichte

Am 17.04.2000 wird Alexander Nikitin vom Obersten Gerichtshof in Moskau erneut freigesprochen. Otto Jäckel war anwesend und verfasste einen Bericht vom Prozess und Kommentar.

Am 16.11.2001 wurde der Whistleblowerpreise 2001 verliehen, diesmal an die Tierärztin Dr. Margrit Herbst.

Sie hatte bereits in den frühen 1990er Jahren im Rahmen ihrer Tätigkeit an einem schleswig-holsteinischen Schlachthof BSE-verdächtige Rinder bemerkt und diesen Verdacht öffentlich geäußert, nachdem sie intern kein Gehör fand.

Dies führte zu ihrer Entlassung aus dem öffentlichen Dienst, da sie ihre Pflicht zur Verschwiegenheit »über die Vorgänge an ihrem Arbeitsplatz [?] ohne zwingenden Grund verletzt [habe], indem sie entgegen den Weisungen des Arbeitgebers ohne hinreichende innerdienstliche Aufklärung der BSE-Verdachtsfälle an die Öffentlichkeit getreten sei«.

Die wesentlichen Texte aus Anlass der Whistleblower-Preisverleihung 2001 an Margit Herbst wurden dokumentiert.

Am 21.11.2003 wurde der Whistleblowerpreis 2003 an Daniel Ellsberg für sein Lebenswerk verliehen.

Anfang der 70er Jahre machte Ellsberg die sogenannten Pentagon-Papers zur jahrzehntelangen Verstrickung der US-Regierung in den Vietnam-Krieg der Öffentlichkeit zugänglich. Er selber hatte als Wissenschaftler an der Zusammenstellung dieser Dokumentation im US-Verteidigungsministerium mitgearbeitet. Die Nixon-Administration reagierte mit massiven Behinderungen der Pressefreiheit und der persönlichen juristischen Verfolgung Ellsbergs, um zu verhindern, dass das ganze Ausmaß von Lüge und amtlicher Täuschung der amerikanischen Öffentlichkeit bekannt würde.

Die wesentlichen Texte aus Anlass der Whistleblower-Preisverleihung 2003 an Daniel Ellsberg wurden dokumentiert.

Die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und die deutsche Sektion der internationalen Juristenorganisation IALANA vergeben den Whistleblower-Preis 2009 zu gleichen Teilen

an den

  • Physiker Theodore A. Postol
  • Biochemiker Arpad Pusztai

Die detaillierten Gründe für die Auswahl der diesjährigen Preisträger ergeben sich aus den von der Gemeinsamen Jury von VDW und IALANA vorgelegten Einzel-Begründungen:

  • Ausführliche Begründung der Jury für die Vergabe an Theodore A. Postol
  • Ausführliche Begründung der Jury für die Vergabe an Arpad Pusztai

Das Buch „Whistleblower in Gentechnik und Rüstungsforschung“ zum Whistleblower-Preis 2005 erschien 2006. Weitere Dokumente zum Whistleblower-Preis 2005 an Theodore A. Postol und Arpad Pusztai und zur weiteren Wirkungsgeschichte des Whistleblowings Theodore A. Postols sind dokumentiert.

Die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und die deutsche Sektion der internationalen Juristenorganisation IALANA vergeben den Whistleblower-Preis 2009 zu gleichen Teilen

an die

  • Altenpflegerin Brigitte Heinisch
  • PD Dr. Liv Bode

 

Die detaillierten Gründe für die Auswahl der diesjährigen Preisträger ergeben sich aus den von der Gemeinsamen Jury von VDW und IALANA vorgelegten Einzel-Begründungen:

 

Das Buch „Whistleblower in Altenpflege und Infektionsforschung“  zum Whistleblower-Preis 2007 erschien 2008. Weitere Dokumente zum Whistleblower-Preis 2008 an Brigitte Heinisch und Liv Bode u.a. zu den Gerichtsprozessen Frau Heinischs sowie zur weiteren Wirkungsgeschichte des Whistleblowings Liv Bodes sind dokumentiert.

Die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und die deutsche Sektion der internationalen Juristenorganisation IALANA vergeben den Whistleblower-Preis 2009 zu gleichen Teilen

an die

  • Steuerfahnder Rudolf Schmenger und Frank Wehrheim

 

Die detaillierten Gründe für die Auswahl der diesjährigen Preisträger ergeben sich aus den von der Gemeinsamen Jury von VDW und IALANA vorgelegten Einzel-Begründungen:

 

Das Buch „Whistleblowing in der Steuerfahndung“ zum Whistleblower-Preis 2009 erschien 2010. Weitere Dokumente zum Whistleblower-Preis 2010 an Rudolf Schmenger und Frank Wehrheim zur Wirkungsgeschichte nach der Preisverleihung 2009 sowie ein Zusammenfassender Bericht von Dieter Deiseroth sind dokumentiert.

Die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und die deutsche Sektion der internationalen Juristenorganisation IALANA vergeben den Whistleblower-Preis 2011 zu gleichen Teilen

an den

  • Anonymus, der das Video „Collateral Murder“ über wikileaks öffentlich gemacht hat (Chelsea Manning)
  • Mitarbeiter des Forschungszentrum in Jülich (FZJ), Dr. Rainer Moormann

 

Die detaillierten Gründe für die Auswahl der diesjährigen Preisträger ergeben sich aus den von der Gemeinsamen Jury von VDW und IALANA vorgelegten Einzel-Begründungen:

 

Das Buch „Whistleblowing im nuklear-industriellen Komplex“ zum Whistleblower-Preis 2011 erschien 2011. Weitere Dokumente zum Whistleblower-Preis 2011 an Dr. Rainer Moormann sind dokumentiert.

Das Buch „Whistleblower in der Sicherheitspolitik / Whistleblower in Security Politics“ zum Whistleblower-Preis 2011/2013 erschien 2014. Weitere Dokumente zum Whistleblower-Preis 2011 an Anonymus/ Chelsea Manning sind dokumentiert.

Am 30.08.2013 wurde der gemeinsam von IALANA und VDW (Vereinigung Deutscher Wissenschaftler) gestiftete Whistleblowerpreis für das Jahr 2013 verliehen an Edward Snowden.

Er hat als Insider die massenhafte und verdachtsunabhängige Ausforschung und Speicherung von Kommunikationsdaten durch westliche Geheimdienste öffentlich gemacht. Mit dem Whistleblowerpreis werden Personen ausgezeichnet, die im öffentlichen Interesse schwerwiegende Missstände und gefährliche Entwicklungen für Mensch und Gesellschaft, Demokratie, Frieden und Umwelt aufdecken.

Die detaillierten Gründe für die Auswahl des Preisträgers ergeben sich aus der von der Gemeinsamen Jury von VDW und IALANA vorgelegten Einzel-Begründung:

 

Das Buch „Whistleblower in der Sicherheitspolitik / Whistleblower in Security Politics“ zum Whistleblower-Preis 2011/2013 erschien 2014. Weitere Dokumente zum Whistleblower-Preis 2013 wie z.B. eine  Reaktion der Botschaft der USA und Videos und Vorträge von der Preisverleihung sind dokumentiert.

Die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und die deutsche Sektion der internationalen Juristenorganisation IALANA vergeben den Whistleblower-Preis 2015 zu gleichen Teilen

an den

  • ehemaligen US-Drohnenpiloten Brandon Bryant und
  • den Molekularbiologen Prof. Gilles-Eric Séralini von der Universität Caen (Normandie/Frankreich) sowie
  • den Posthum-Whistleblower-Ehrenpreis an den NS-Verfolgten dt.-franz. Physiker Dr. Léon Gruenbaum (geb. 1934 gest. 2004).

 

Die Verleihung der Preise erfolgte am Freitag, den 16. Oktober 2015, 19.30 Uhr, im Bürgersaal des Rathauses zu Karlsruhe in Anwesenheit von Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup.

Die detaillierten Gründe für die Auswahl der diesjährigen Preisträger ergeben sich aus den von der Gemeinsamen Jury von VDW und IALANA vorgelegten Einzel-Begründungen:

 

Das Buch „Whistleblower-Enthüllungen: US-Airbase Ramstein und globaler Drohnenkrieg | Herbizid Roundup/Glysophat als Gefahrenquelle | NS-Belastete im Kernforschungszentrum Karlsruhe“ zum Whistleblower-Preis 2015 erschien 2016.

Der Whistleblower-Preis 2017 wurde in einer öffentlichen Festveranstaltung am Freitag, den 1. Dezember 2017, 18.00 – 20.30 Uhr  in Kassel, im Großen Saal des Anthroposophischen Zentrums, vergeben (vgl. beigefügtes Programm), und zwar

an den Dipl.-Volkswirt Martin Porwoll (Bottrop) und an die Pharm.-Techn. Assistentin Maria-Elisabeth Klein (Bottrop)

für ihre im Herbst 2016 erfolgten Verdachts-Enthüllungen über die in der „Alten Apotheke“ in Bottrop (NRW) jahrelang praktizierte illegale Panscherei mit Anti-Krebsmitteln (Zytostatika) und über die dadurch bewirkte Schädigung mehrerer Tausend schwer- und oft todkranker KrebspatientInnen in fünf oder sechs Bundesländern

sowie

an den früheren Chefredakteur der türkischen Zeitung „Cumhüriyet“ Dr. Can Dündar ( z.Zt. im Exil in Berlin)

für seine Ende Mai 2015 und danach unter schwierigsten Repressionsbedingungen in der Türkei erfolgten Enthüllungen über ein illegales sog. Staatsgeheimnis des autoritären Erdogan-Regimes; Gegenstand war die Anfang 2014 unter Verstoß gegen geltendes Völkerrecht unternommene Lieferung von Waffen und militärischer Ausrüstung nach Syrien an terroristische Dschihadisten durch den Geheimdienst MIT des NATO-Mitgliedsstaates Türkei.

Die detaillierten Gründe für die Auswahl der diesjährigen Preisträger ergeben sich aus den von der Gemeinsamen Jury von VDW und IALANA vorgelegten Einzel-Begründungen:

Das Buch „Whistleblower-Enthüllungen zu Krebsmittel-Panschereien und illegalen Waffengeschäften“ zum Whistleblower-Preis 2017 erschien 2018. Ein Pressespiegel zur Preisverleihung ist dokumentiert.

Am 19. August 2023 stellten IALANA und VDW das Buch „20 Jahre Whistleblower-Preis Was wurde aus den Preisträger:innen und ihren Enthüllungen?“ in Bremen vor (Link zur Einladung zur Buchvorstellung).

Das Buch enthält selbständige Beiträge zu den einzelnen Preisträger:innen, meist mit Interviews und ergänzenden Darstellungen der Folgen ihres Whistleblowings. Es folgt eine Genese des Hinweisgeberschutz-Gesetzes, das Anfang Juli 2023 in Kraft getreten ist. Zur Buchvorstellung hielt Prof. Wolfgang Däubler das einführende Referat in dem er darlegte, ob und inwieweit die neuen Regelungen Whistleblower:innen tatsächlich schützen können.

Das Buch eröffnet insbesondere durch die Interviews einen Blick auf die oft schweren Schicksale, welche die geehrten Whistleblower:innen nach ihrem Alarmgeben erlitten haben. Bewundernswert ist, dass fast alle ihr Handeln nicht bereuen, sondern wieder so handeln würden. Ihre Schilderungen legen auch bloß, an welchen Punkten der nötige Schutz erweitert werden muss.

Neuer Whistleblower-Preis

Der Whistleblower-Preis wird nicht mehr von VDW und IALANA Deutschland vergeben.
Die Reva and David Logan Foundation, die taz Panter Stiftung, die Wau Holland Stiftung und sowie das Whistleblower-Netzwerk haben 2024 den Internationalen Ellsberg Whistleblower Award ins Leben gerufen.

Auf persönlichen Wunsch von Daniel Ellsberg wurde Daniel Everette Hale mit dem ersten Ellsberg Whistleblower Award ausgezeichnet.