Dem Frieden eine Chance. Truppen raus aus Afghanistan.
Aufruf des Internationalen Afghanistan-Kongresses in Hannover

vom 07./08.06.2008

    Mit dem sieben Jahre andauernden Krieg in Afghanistan wurde
    keines der vorgeblichen Ziele erreicht. Im Gegenteil: Gewalt,
    Terror und Drogenhandel prägen den Alltag.

    In den meisten
    Regionen Afghanistans herrschen Warlords und Drogenbarone. Die
    Bevölkerung lebt in ständiger Angst und unter unwürdigen sozialen
    Bedingungen. Menschenrechte werden weiterhin mit Füßen getreten.
    Die Alphabetisierungsrate ist seit dem Einmarsch gesunken.
    Täglich sterben in Afghanistan 600 Kinder unter fünf Jahren. Alle
    29 Minuten stirbt eine Frau bei der Geburt ihres Kindes. Die
    durchschnittliche Lebenserwartung ging zurück.

    Für uns ist Deutschlands Beteiligung an diesem grausamen Krieg
    nicht akzeptabel. Die Besatzung, die gegenwärtige massive
    Kriegführung sowie die vorgesehene Verstärkung der US-Armee und
    der Bundeswehr drohen den Krieg zu verlängern und das Land weiter
    zu destabilisieren. Deutschland würde noch enger in die
    Kriegführungsstrategie der NATO und damit der USA verstrickt.
    Diese zielt ab auf die Neuordnung des Nahen und Mittleren Ostens
    und Zentralasiens zur Durchsetzung machtpolitischer und
    wirtschaftlicher Interessen.

    Obwohl die Bundesregierung die zivile Wiederaufbauhilfe zu ihrem
    Schwerpunkt für Afghanistan erklärt hat, wird für den Krieg ein
    Vielfaches der Mittel ausgegeben, die für den zivilen
    Wiederaufbau zur Verfügung gestellt werden. Der Verdacht liegt
    nahe, dass die "zivile Komponente" des Bundeswehreinsatzes zur
    Rechtfertigung des Krieges instrumentalisiert wird.

    Wiederaufbau, Demokratie und eine soziale Entwicklung können erst
    gelingen, wenn der Krieg beendet und die fremden Truppen
    abgezogen sind. Die frei werdenden Mittel müssen für humanitäre
    Arbeit zur Verbesserung der Lebensbedingungen genutzt werden.

    Wir fordern von den Abgeordneten des Deutschen Bundestages,
    keiner Verlängerung oder Erweiterung des Bundeswehreinsatzes in
    Afghanistan zuzustimmen. Hören Sie auf, den Friedenswillen der
    Bürgerinnen und Bürger weiter zu mißachten! Wir unterstützen alle
    Soldatinnen und Soldaten, die von ihrem Grundrecht auf
    Verweigerung des Kriegseinsatzes Gebrauch machen.

    Der Abzug der Bundeswehr würde die USA und andere Kriegsparteien
    unter Druck setzen, ihre Truppen ebenfalls abzuziehen. Dadurch
    erhielte der Frieden eine echte Chance.

    Wir wollen Frieden für Afghanistan. Dafür rufen wir in den
    nächsten Wochen und Monaten zu vielfältigen örtlichen und
    regionalen Aktionen auf: Zu Demonstrationen, Mahnwachen,
    Diskussionsrunden, Informationsveranstaltungen, Gesprächen mit
    Abgeordneten, Flugblattaktionen und Zeitungsanzeigen. Für den 20.
    September 2008 rufen wir zur bundesweiten Demonstration nach
    Berlin und Stuttgart auf.

    Hannover, 8. Juni 2008