Interview von Jakob Reimann mit Nadjat Hamdi, der Vertreterin der Frente Polisario in Deutschland

14. Januar 2021 - Interview auf NachDenkSeiten

Die Westsahara ist die letzte Kolonie Afrikas. Im Zuge des Rückzugs der spanischen Kolonialmacht 1975/76 wurde das ressourcenreiche Land am Atlantik von Marokko und Mauretanien besetzt. Es folgten 16 Jahre Krieg gegen die sozialistische Befreiungsbewegung Frente Polisario, der im Waffenstillstand von 1991 endete. Die UN sollte daraufhin ein Unabhängigkeitsreferendum organisieren, auf das die Sahrauis aufgrund der Weigerung Marokkos bis heute warten. Marokko hält auch weiterhin den größten Teil der spärlich besiedelten Westsahara besetzt und beutet in Kollaboration mit der EU – allen voran mit deutschen Firmen – die Schätze des Landes aus, während die Sahrauis in zweiter Generation ohne jede Perspektive in Flüchtlingslagern in Algerien ausharren. Im November 2020 brach Marokko nach fast 30 Jahren das Waffenstillstandsabkommen, der neuaufgeflammte Konflikt könnte zu einem offenen Krieg eskalieren.

Um den Konflikt zwischen Marokko und der Frente Polisario verstehen zu können, ist ein Blick in die Kolonialgeschichte der Westsahara vonnöten. Kannst Du uns hier bitte einen Überblick geben?

Ja, gerne. Die Westsahara, die in Nordwestafrika liegt, war von 1885 bis 1976 eine spanische Kolonie. Sie ist die letzte Kolonie Afrikas. Die Westsahara gehörte nach der Berliner Konferenz von 1885 zu Spanien. Es gab damals einen starken Widerstand von den Sahrauis gegen die spanische Kolonialmacht, aus dem sich 1973 die Frente Polisario (FP) gegründet hat. Das ist Spanisch für Volksfront zur Befreiung von Saguía el Hamra und Río de Oro. Das sind die beiden Gebiete, die die Westsahara ausmachen. Man hat bewusst unsere Namen der Gebiete gewählt, um nicht das Wort „Westsahara“ zu benutzen, was eine Bezeichnung der Spanier war, um unser Land gegenüber Frankreich, England und Portugal als uninteressant darzustellen.

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