Willy Brandt Lecture 2020:  Deutschland und das internationale nukleare Abrüstungsregime
von  Beatrice Fihn, ICAN  gehalten am 2. November 2020

"Es ist mir eine besondere Ehre, heute hier bei Ihnen zu Gast zu sein, und ich danke der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, dass sie dies möglich gemacht hat – zumal Willy Brandt und ICAN wichtige Gemeinsamkeiten haben: eine tiefe Besorgnis in Bezug auf Atomwaffen und die feste Überzeugung, dass wir dieser Bedrohung ein Ende setzen müssen. Und natürlich den Friedensnobelpreis.
Heute möchte ich über die Bedrohung durch Kernwaffen sprechen und deutlich machen, dass das Aushandeln von Verträgen und die multilaterale Zusammenarbeit sich maßgeblich auf das Handeln von Regierungen auswirken können – und dadurch letztlich beeinflussen, wie die Welt als Ganzes funktioniert.
Ich möchte die humanitären, die rationalen und die rechtlichen Argumente gegen Atomwaffen und für ein vertragliches Verbot beleuchten. So unterschiedlich die jeweiligen Gründe auch sein mögen, zögere ich doch, sie voneinander zu trennen. Denn das humanitäre Argument ist eine Quelle und wirkt auch als Verstärkung des rationalen und des rechtlichen Arguments. Das rechtliche Argument greift auf humanitäres Recht zurück, das wiederum in gemeinsamen moralischen und rationalen Werten verankert ist. Und das rationale Argument trägt aktiv zur rechtlichen Umsetzung und zu vernünftigen Entscheidungen bei, die in unserem höchsten moralischen und humanitären Gut verankert sind."

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